All das war nie geplant, versichert mir Didi Klancnik, der mit seiner Frau Sonja den Arlitscherhof führt. Vollerwerbsbetrieb und so. Über 300 Hühner im Freilaufgehege. Eierüberschuss und Nudelproduktion. Und so weiter. Aber der Reihe nach. 2007 erwarben sie den Hof, der – so nennt es der Landwirt selbst – von den Vorbesitzern im Substandard betrieben wurde. Keine Werkzeuge, keine Maschinen. Gearbeitet wurden mit Ochsen. Und Achtung, wir sprechen nicht von der Nachkriegszeit, sondern den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts. Die Geschichte des Anwesens geht bis 1850 zurück. Anscheinend waren es Maurer aus dem Kanaltal, die hier Grund und Boden erwarben und ein erstes Gebäude errichteten. Die Klancniks wiederum arbeiteten im Leben vor der Vollerwerbslandwirtschaft beide in der Gastronomie und kauften den Hof eigentlich nur, um in den arbeitsfreien Zwischensaisonen ein Zuhause und Nebenerwerbsbeschäftigung zu haben. So die Theorie. Sonjas Jugendtraum hatte mit Südkärnten auch nichts am Hut. Sie wollte immer Wollschweinezüchterin in Kanada werden. Auch wenn es jetzt „nur“ Hühner, Schweine, Enten, Gänse, Schafe und Ziegen geworden sind, lebt sie mit ihrem Mann und den vier Kindern Anna, Johannes, Thomas und Katharina ihren Traum, das scheint gewiss, denn die Frau strahlt.
Nudelproduktion im Adlerhorst.



Wenn man hier Produkte erzeugt, muss es kein Orangenlikör sein.
Didi, übrigens gelernter Koch, leitete noch bis 2015 ganze 16 Jahre lang eine Schwimmbadgastronomie in Bleiberg (Pliberk). Nachdem er hier oben im Vollerwerb aber durchaus gut beschäftigt ist, legte er die Tätigkeit nieder. Natürlich nicht ohne Wehmut. In den 10 Jahren seit die Klancniks in Lobnig, etwas oberhalb von Eisenkappel, eingezogen sind, hat sich einiges getan. Als Didi – noch als Betreiber der Schwimmbadgastronomie – auf der Suche nach einem verlässlichen Kasnudl-Lieferanten war (Anmerkung: Die Kärntner Nudel (slowenisch koroški krapi) ist ein dünn ausgewalzter Nudelteig, der zu einer bis zu faustgroßen Tasche geformt und mit verschiedenen Zutaten gefüllt wird), entschied der eh nicht arbeitsscheue Landwirt, selbst in die Lebensmittelproduktion einzusteigen. Fortan war die Abnahme gesichert und die Hühnerfarm am Arlitscherhof wuchs und wuchs. Die Entscheidung, den Hofladen auch mit Trockenware, also Bandnudeln, Suppennudeln, Spiralen usw. zu bestücken, schien logisch. Denn Eier gibt es ja genug. Die Klancnik’sche Hausphilosophie klingt tadellos: Alles, was rund um den Hof gedeiht, wird verarbeitet. „Und wenn wir alles, was hier wächst, wirklich zu Produkten veredeln würden, wäre das Jahr dafür nicht ausreichend“, sagt der Bauer und ich glaube ihm, nicht erst nach einem Blick in seinen gut sortierten Hofladen. Auch Most, Essig und Schnaps wird angeboten, zahlreiche Obstbäume zeugen vom 0,0 Kilometer-Produkt. Als leidenschaftlicher Gastronom war Didi ohne Gästeausschank nicht allzu lange glücklich und so gibt es jetzt jeweils Freitag bis Sonntag ab 13 Uhr auch noch das Hofcafé mit köstlichen Mehlspeisen, Kaffee und kleineren Jausen. Für das Fleischangebot werden Schweine gehalten. Eine radikal lokale Produktion eben.
Wir lassen unsere Gäste einfach „sein“.
Die Urlauberschar ist vielseitig – von der klassischen norddeutschen Familie, die länger als eine Woche bleibt, bis hin zum Auszeit-Suchenden Pärchen aus der Umgebung, das gerademal 20 Auto-Minuten entfernt lebt und trotzdem in der Nähe Urlaub machen möchte. Stadt- und Landmenschen. Ein milieuübergreifender Mix. Die Klancniks werden von den Reisenden mit längeren Aufenthalten beschenkt, als dies im österreichischen Tourismus üblich ist. Viele bleiben mehr als 7 Tage, manche Gastfamilien in letzter Zeit sogar auch wieder zwei oder gar drei Wochen. Sommerfrische reloaded? Hier am Hof verbiegt man sich jedenfalls nicht, um Gäste zu be-spaßen. Keine Hofführungen oder getimtes Tiere füttern. Jeder Gast ist aber herzlich eingeladen mitzuwirken und zuzuschauen, wenn zum Beispiel Brot gebacken wird. „Und wenn gerade mal nichts passiert, dann ist das eben so“, überzeugt mich Didi Klancnik von einem klaren Verständnis zeitgemäßer Gästebetreuung. Das Wegfallen von Zeitplänen und geregelten Essensausgaben bringt nicht nur viel Freiheit, sondern auch Selbstverantwortung mit sich. So viel sogar, dass Gäste bei der Ankunft manchmal fragen, in welchen Bereichen sie sich hier überhaupt frei bewegen dürfen. Didi schmunzelt. Ich nicke und nasche noch mal eine Handvoll hausgemachter Hadn-Chips. Die gibt’s übrigens auch im Hofladen.






Die Lügenmärchen vom Gullyhof wurden vor Jahren sogar noch als Lesestoff im Unterricht an den Kärntner Pflichtschulen verwendet. Als ein Stück fantasieanregende Zeitgeschichte. Und es ist ganz und gar kein Märchen, zu behaupten, dass es hier märchenhaft schön ist, denk ich mir schon bei der Zufahrt zum weitläufigen Areal und weiß dann vor lauter Möglichkeiten gar nicht, wo ich das Auto parken soll. Scheinbar bin ich von der städtischen Parkraumbewirtschaftung schon so geprägt, dass ich hier orientierungslos wirke. Auf den ersten Blick ist es vor allem die Größe, die das gut gepflegte Anwesen von anderen bäuerlichen Vermietern unterscheidet. Auch hier gibt es natürlich Milchkühe, Kälber, Schweine, Pferde, Gänse, Hühner, Enten und Katzen. Und die haben alle verdammt viel Platz. Mehr als sonst wo. Die glücklichen. Das ruhige Tal im Norden Kärntens, das an die Steiermark grenzt, ist dünn besiedelt und im positiven Sinne entlegen, dabei aber trotzdem nicht so schroff, wie die Kernzonen unserer alpinen Nationalparks. Eine gute Mischung. Julian, mittlerweile schon „Altbauer“, wie er sich selbst tituliert, betreibt auch noch ein eigenes Wasserkraftwerk. Sein Hof ist gar schon seit 100 Jahren stromautark.
Das Gullyhof-Motto: Alle Gäste müssen glücklich abreisen
Monika hat das Vermieten von ihrer Schwiegermutter übernommen, die noch Zimmer mit Frühstück vermittelte und für sich selbst dann entschieden, auf Ferienwohnungen auf Selbtsverpflegerbasis umzustellen. Schwiegertochter Magdalena steht schon bereit, Verantwortung zu übernehmen, falls sie gerufen wird und Monika den (Un-)Ruhestand wählt. Schwer vorstellbar, wirkt die Kräuterpädagogin auf mich nicht so, als ob ihr ein ruhigerer Tagesablauf mehr Befriedigung schenken würde. Zu umtriebig und energiegeladen wirkt die Kärntner Bäuerin auf mich. Sie ist die gute Seele am Hof, kümmert sich um die Reisenden und all die Fragen, die im Urlaub auftauchen mögen. „Die Gäste kommen ja teilweise auch mit ihren Sorgen an und manchmal hilft man dann eben auch bei der Kindererziehung mit“, erzählt sie lächelnd einige Urlaubsanekdoten anstatt historischer Lügenmärchen (dafür ist übrigens Senior-Bauer Julian zuständig).
Selbst Kanadier, aber auch Finnen und Holländer fanden schon den Weg auf den Gullyhof und schätzten Ruhe, aber nicht nur die, sondern auch die Vielfalt, die hier tagtäglich zur Auswahl steht. „Es ist das Erlebnis der Herstellung von Lebensmittel-Produkten“, das nicht nur Kinderaugen zum Strahlen bringt, sondern auch die Erwachsenenherzen erfreut, meint Monika und spricht vom Brotbacken, dem Dreschen des Korns auf den eigenen Feldern oder das Melken der Kühe und die anschließende Verarbeitung zu Butter. „Zu sehen, wo das alles herkommt und dann direkt auf kurzem Weg ohne Transport zum Endprodukt verarbeitet wird“, das interessiere ihre Gäste, erzählt die Bäuerin. Und die Nachfrage steigt. Ich kann’s bestätigen.



Das Gute liegt so nah. Kärntner Familien entdecken Urlaub im eigenen Land.
In letzter Zeit mehren sich Kurzaufenthalte heimischer Familien aus Klagenfurt, das eine gute Autostunde vom Hof entfernt liegt. Familien, die ihren Kindern das Hofleben zeigen möchten, wie sie es vielleicht selbst noch aus ihrer Kindheit kannten. Ich begleite eine Jungfamilie mit ihren zwei Kindern, die mit nur drei Übernachtungen den Spätsommer am Gullyhof genießen. Natürlich könnten die sich auch jedes Familien-Hotel mit Kinderspielbereich leisten, denk ich mir. Aber wenn man die Freude und das Glück ihrer Kleinen sieht, wie sie dem Bauern beim Tränken der Tiere zur Hand gehen, dann weiß man, dass der Nachwuchs hier besser aufgehoben ist. „Viele der Kinder wollen ja selbst für einen Tagesausflug den Hof nicht verlassen oder überhaupt nach Hause fahren und verstecken sich“, erläutert Monika einmal mehr strahlend. Gewiss ist, sie schöpft Kraft aus der Begegnung mit Menschen und zeigt sich ihnen immer interessiert, aber nie aufdringlich. Das scheint ihr Erfolgsrezept zu sein. Mit Magdalena und Gernot steht schon die nächste Generation in den Startlöchern und auch die beiden werden den sagenumwobenen Gullyhof behutsam in die Zukunft führen und ein neues Kapitel in der schon mehr als achthundertjährigen Geschichte des Hofes aufschlagen. Als ruhespendende Krafttankstelle im Grün.
Tipp: Als Winterresidenz eignet sich der Gullyhof ebenso. Das kleine, familienfreundliche Skigebiet in Flattnitz ist nur 15 Autominuten entfernt. Und selbst zum steirischen Kreischberg sind es nur 45 Minuten Anfahrt.





Es wäre ja auch nicht der Wörthersee, würde nicht auch der idyllische Poscharnighof in Schiefling als Filmlocation herhalten müssen. Gleich zwei Mal je 3 Tage. Mit ziemlich viel Aufwand und Schienen in das sonst so ruhige Wohnzimmer der Gabaliers. Geschehen gleich zwei Mal für Dreharbeiten zur Serie „Der Arzt vom Wörthersee“. Das sorgt für Quote im ZDF und sonst wo. Garantiert. Selbst der große Erwin Steinhauer zog seinen Hut vor der stilsicheren Ästhetik des bäuerlichen Anwesens, das Silvesters Ur-Ur-Großvater zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwarb. Der Klagenfurter Kaufmann investierte in den Hof und erwarb mit dem übrigen Kapital noch eine Glocke für die Kirche. Den Rest legte er auf die Bank. Dann kam aber der 1. Weltkrieg. Das Ersparte war weg und der sakrale Klangkörper wurde für Kriegszwecke eingeschmolzen. So in etwa, erzählt Silvester die Hofchronik. Ein wirklich gelassener „Word-Rap“ der familiären Tatsachen ohne das Schöne, das hier zweifellos herrscht, zu stark zu betonen. Das zieht an. Die Filmwirtschaft und den internationalen Jet-Set. Es sind dies die gut betuchten Traveller, die weniger das Schlosshotel in Velden suchen, als sich vielmehr durch Ruhe, Klarheit und Schnörkellosigkeit neu verorten möchten. Lokal. Ultralokal sogar. So kommt es, dass neben deutschen Promi-Managern auch Australier, Russen und Araber den Weg in eine der drei Ferienwohnungen finden. Das nenne ich ganz zeitgeistig einfach mal Slowtravel. Also der Zustand, wenn Menschen, die sich 5*superior zwar leisten können, aber sich selbst freiwillig aus dem Spiel der infrastrukturpotenten, anonymen Super-Hotels nehmen. Ich kann es nachempfinden. Erdung tut gut. Ab und an. Vor allem, wenn der Alltag zunehmend an Speed gewinnt.
„Urlaub am Jazzhof?“
Ja, das klingt alles sehr nach Bilderbuch. Ist es auch. Die Landwirtschaft am Poscharnighof definiert sich heute über Holzwirtschaft, eine eigene Sägerei und die Leidenschaft zu den Pferden. Letzteres teilen Martina und Silvester innig. Der Bauer, der schon als Kind auf jedem Baum war und stets die Nähe zu den Tieren suchte, ist an sich ein sehr leidenschaftsfähiger, offener Mensch. Nachdem er während der Schulzeit Schlagzeug lernte und stets Begeisterung für das Musik-Machen zeigte, geriet das Talent hinter einen Schleier der vorübergehenden Vergessenheit. Nachdem ihm seine Martina nach der Rückkehr aus Salzburg ein Schlagzeug schenkte, ging es wieder los. Bauernjazz 2.0. Eine Gruppe formierte sich, nach zwei Monaten der erste Gig – unter anderem mit Jazz-Größen wie Wolfgang Puschnig (Saxophonist) und Jon Sass (Tuba). Das Live-Konzert am eigenen Hof als krönender Gipfel. So etwas könnte sich schon bald wiederholen. Die Gabaliers überlegen das Frühjahr und den Hof in Form eines wiederkehrenden Events jazzig zu bespielen.
Bauerndilemma: Wenn die beste Zeit zum Heu machen ist, herrschen auch super Flugbedingungen.



Aber doch will er immer wieder weg, der Bauer. Als ihm ein Gast einen Modell-Segelflieger schenkte – damals war er noch ein Kind – ebnete das prägende Erlebnis auch die spätere Hobbyflieger-Karriere des Kärntners. Silvester hat einen Fliegerschein und darf sogar oberhalb seines Hofs landen, erklärt er mir. Eine Wiese, oder eher ein Stück gemähte Grünfläche, die sich in meiner Wahrnehmung auf den ersten Blick gar nicht als Landebahn konfiguriert. Aber er wird es schon wissen. Ich bin mir sicher, hab ich doch selten jemand so enthusiastisch von etwas erzählen gehört. Das Zusammenspiel aus Sonne, Urkraft, Wind muss es ihm angetan haben. Irgendwie. Als ob es da unten am Hof nicht schon schön genug wäre. Martina hingegen hat gerne Boden unter den Füßen und arbeitet noch lieber mit Pferden und (Gäste-)Kindern. F.E.B.S. nennt man die feine Kunst, wenn sie den liebevollen Umgang mit Pferden vermittelt. Es handelt sich dabei um eine Art Frühschule des Reitens. Kein therapeutischer Zugang. Viel mehr geht es um Freude, Erlebnis, Bewegung und Spiel.
„Unsere Gäste haben die Kärnten Card, nutzen sie aber nicht. Die wollen vom Hof gar nicht weg“
Das Mehr ist hier ein Stück Weniger. Das denk ich mir, wenn ich mit Menschen, wie den Gabaliers sprechen darf. Natürlich sind die Einkünfte aus der Vermietung von Ferienunterkünften essentiell für den Ertrag der Landwirte. Pferde, Holzwirtschaft und Beherbergung, das ist der Dreiklang für den Wohlstand der Familie mit dem berühmten Namen. Und nirgendwo als bei den Gabaliers, ist es schöner zu begreifen, dass sich das Reisen an sich im Umbruch befindet. Dabei geht es nicht um die Romantisierung des Tourismus. Auch nicht um eine Gegenthese zu den superioren Hotelangeboten, die ihresgleichen suchen. Das hat alles seine Berechtigung am Markt. Aber doch gibt es immer mehr Menschen, die im Urlaub, das Reisen in den Vordergrund stellen. Klarheit und Reduktion auf das Wesentliche. Fremdenverkehr re.loaded oder Zwei-Punkt-Null, wie man will. Genug der Philosophie. Es geht um eine Gratwanderung der Reduktion auf das Wenige. Und das findet man hier am Poscharnighof. Aber noch viel mehr. Ob es ein „berühmter“ Wolfgang Fierek ist, der den Kachelofen eifrig befeuert oder die Natursehnsuchts-Familie, die ganz normal bucht und ihren Kindern das gute, einfache Leben zeigen will. All das ist hier sehr gut aufgehoben. Ein kleines Stück oberhalb eines touristischen Erlebnisraumes, den man so vielleicht gar nicht kennt, der aber auch anders kann. Ruhiger. Besonnener. Kein Getrampel. Eine Wörthersee-Huldigung.





Hubert hatte schon sehr lange bevor er Gisela kennen und lieben lernte seinen besonderen Ort am elterlichen Hof. Den Dachboden, dort oben wo die Oma immer Nüsse trocknete. Ein Ort der Nichtnutzung. Abenteuerspielplatz für den jungen Kärntner, aber doch auch Verschwendung. Allein schon wegen dem genialen Ausblick auf das was Plattentektonik und geodynamische Prozesse vor Jahrmillionen zum heutigen Kärnten formten. Als der Hof vom Vater an ihn übergeben wurde, war es Zeit den spannenden Ort der Kindheit in ein helles Refugium zu transformieren. Ferienwohnungen für Gäste, die Sehnsucht nach Landleben spüren. Basta. Städter mit oder ohne Kinder. Eine Gegenwelt nicht nur zum Urbanen, sondern auch zu den zahlreichen Ferienresorthotels, die mit Einheitsbuffets und Standardarchitektur den Stress des Alltags oft nur anders übersetzen, aber nicht abschalten. Hier am Essleggerhof herrscht das gute, einfache Leben. Gewürzt mit einer ambitionierten Prise Weitblick über Mittelkärnten. Beschützte Ruhelage und doch offen zur Welt. Ein guter Platz um Tourismus unspektakulär zu interpretieren. Und das empfinden wohl auch die Gäste der Maiers, die zu 90% aus „Wiederholungstätern“ (Anmerkung: Stammgäste) bestehen. Damit das auch so bleibt, wird neben der Landwirtschaft fleissig an der Zukunft und dem Wohl der Gäste gefeilt. Aus dem Schweinestall wurde ein Wellnessbereich mit Zirbensauna inklusive Hotpot. Im Garten (Eden) der Liebenfelser steht auch noch ein selbst gebauter Infinity-Pool mit Bodenheizung. Innovation am Land. So schön kann es sein, wenn man kurz vor St. Veit auf die Beletage des Kärntner Glantals abbiegt. Man muss es nur wollen und tun. Aber angesichts des Stammgästeanteils seinen Besuch vorab auch ankündigen.
„Die Kinder steigen aus dem Auto aus und sind angekommen“
Grundsätzlich ist Urlaub auf einem Bauernhof radikal einfach. Fernseher ist Nebensache. Die Sehnsucht nach Orientierung und Erdung in einer Welt, die aus Likes und Dislikes, Timelines und 360° Aufmerksamkeit besteht, reicht eigentlich schon aus um zu verstehen, warum die Maiers und ihre zahlreichen KollegInnen derzeit soviel richtig machen. Hotels können sowas einfach nicht. Never-Ever. Dort bekomme ich zwar im Bio-4-Stern-Superior mein Bio-Frühstücksei mit gutem Gewissen vom lokalen Bauern nebenan, hier am Esleggerhof wetteifern die Urlaubskinder aber in einem frühmorgendlichen Wettrennen um das schönste Ei im Stall. Dürfen es angreifen und spüren das Leben. Für viele Stadtkinder, die das goldgelbe Frühstücksglück nur aus dem Aldi-Karton kennen, ein Magic-Moment. Die Kids fühlen sich sowieso ab dem Moment, in dem sie aus dem Auto austeigen gleich irgendwie daheim. Bei den Eltern dauert das mitunter etwas länger. Von „Es ist so dunkel, ich kann nicht einschlafen“ oder „ich höre den Wasserbrunnen in der Nacht plätschern“, reichen die Erzählungen der von dauerhaftem Zivilisationslärm geplagten Eltern. „Aber nach 2 bis 3 Tagen sind auch die angekommen und liegen in der Hängematte und lesen ein Buch – und wir helfen ihnen auch dabei abzuschalten zu können“, schildert Gisela den Sinn des Reisens aus Sicht jener Landwirte, die sich mit der Vermietung etwas dazuverdienen möchten oder müssen. So auch die Maiers, die samt ihren Kindern auf unaufdringliche Weise ausgezeichnete Gastgeber sind. All jene, die hier waren, nehmen etwas mit. Die Kinder würden später zuhause im Kindergarten sogar erzählen, dass sie mit Hubert, dem Bauern, auf den Berg gegangen sind. Inklusive Speckjause. Großes Storytelling der Kleinen. Ein Stück Abenteuerland für jene Kids, die selbst nur pauschal vereisen dürfen. Und der milliardenschwere Reiseveranstalter TUI hat einen Smile in seinem Logo. Hochmut kommt vor dem Fall.




„Esel Juanita, Hofhund Sunny, ein Forellenteich und noch mehr Kinderlachen“
Urlaubsbetreuung wird groß geschrieben im Hause Maier. Das darf man aber nicht mit Gästeanimation verwechseln. Hubert geht einfach ganz gern Mountainbiken. Manche seiner Gäste auch, also warum nicht verbinden, was eh gut zusammenpasst. Der ortskundige Bauer kommt so zu Abwechslung von Stall- und Hofarbeit, die Kinder zu einem Stück Ferien mit ihren Eltern. Und orientierungslose Urlauber sind dankbar einen Local-Guide dabei zu haben. Kostenlos. Gisela fährt auch Rad, aber mit etwas gemütlicherer Taktung. Sein nennt es nicht „Prosecco-Runde“, obwohl es sich für mich danach anhört. Ein gemeinsamer Pflichtausflug scheint das „Abenteuer Wasserweg“ zu sein. Und darüber hinaus gibt es noch viel zu erkunden. Schloss Frauenstein, eine Fahrradtour nach Kraig zur Mostschänke Müller, ein Ausflug zum Tatschnig-Teich oder zum Kraiger Schloss. All das ist möglich, weil es noch fleissige Großeltern gibt, die immer dann einspringen, wenn Gisela und Hubert ihren Gästen ein Stück Südalpen zeigen. Und das wirkt! „Die Kinder“, sagt Gisela, die wollen eigentlich nie nach Hause fahren, wenn sich ein Ferienaufenthalt dem Ende neigt. „Mama, warum können wir nicht hier bleiben, hier wohnen, es ist doch so schön da?“. Das hört sie oft, wenn Eltern das Gepäck in ihre Vans oder SUVs verladen und Kinder wieder in ihre Sitze müssen. Das ist Reisen. Das ist vor allem Leidenschaft und viel mehr, als der Großteil der Ferienhotels bieten kann. Und das ist meine These.



Der Sturm-Archehof ist jung wie alt. Vermietet werden die 8 Betten, am besten als generationentaugliche Gesamt-Ferienwohnung (ohne Fernseher), erst seit Weihnachten 2015, gleichfalls haucht in Teilen dieser Oberkärntner Baukultur sogar noch der Geist des 17. Jahrhunderts. Und hier leben Angelina und Hubert ihren Traum vom Bauer-Sein. Lauscht man der Liebesgeschichte der beiden, die sich auf der Kröll-Alm im Mölltal kennen und lieben lernten und der fünf Kinder entsprangen, dann wäre allein das bereits zu viel Stoff für jede Rosamunde Pilcher Verfilmung. So intim möchte ich hier und jetzt aber gar nicht werden. Privatsache. „Der Hof soll ein Aufenthaltsort für Menschen sein, die fürs Krankenhaus zu gesund, für den Alltag aber zu krank sind“, erzählt mir Angelina und ich erkenne darin, ohne es mit der Bäuerin näher abhandeln zu müssen, die Daseinsberechtigung ihres Tuns. Mein Gott, wie wenige Menschen, Unternehmen und Projekte gibt es denn heutzutage, die ihr „Warum“ wirklich beantworten können? Die Puchers haben und leben eine Mission und die geht mir runter wie Öl.



„Spiritueller Weg zur Selbstheilung“
Es gab aber nicht immer nur Sonnenschein im Leben von Angelina. Ohne den Anspruch chronologischer Korrektheit anmelden zu wollen, lebensprägende Ereignisse wie Magersucht, Bulimie, Depressionen, ein einjähriger Krankenhausaufenthalt sowie Therapie formten aus Angelina eine sehr starke Frau, die ihre Wurzeln nun tief in den Heiligenbluter Boden wachsen lässt und mit klarer, sanfter Stimme spricht. Die Kraft zum Weitermachen schöpfte Angelina auch während der schweren Zeit der Hungerkrankheit aus dem Gedanken und der tiefen Sehnsucht, noch ein Mal auf die Alm zurückzukehren, wo sie die schönsten Sommer ihrer Kindheit verbringen durfte. Dort oben im Damals, bei der „Burgstaller-Mutter“, hoch über Mörtschach im Nationalpark Hohe Tauern. Schön, dass ihr das gelungen ist. Und noch viel, viel mehr. Neben dem Studium der Medizin und Psychologie absolviert Angelina Pucher auch eine Ausbildung zur Tanztherapeutin und legt damit ein vielversprechendes Fundament für die Zukunft und das Gute, das noch kommen wird. Sie hat schon ein Bild vom „Auszeit-Hof“, dem analogen, naturnahen Kraft-Refugium des einfachen Lebens. Sinnstiftend. Ein Sehnsuchtsort im Schnellalltag der Städter? Slowtravel, Slowlife, sofern man Anglizismen mag. Das kann und wird klappen, weil sie fest davon überzeugt ist. Die Gesellschaft wird Bedarf schaffen.



„Arche-Hof: Zucht- und Präsentationsstätte alter und in ihrem Bestand gefährdeter Nutztierrassen.“
Auch die kleinen Rückschläge des bäuerlichen Alltags kann die gelernte Einzelhandelskauffrau mittlerweile gut wegstecken. Viel Lehrgeld hätten sie beide als Quereinsteiger in die Landwirtschaft bezahlt. Manches lässt sich nicht vermeiden, wie dem Instinkt eines raubenden Fuchses Herr zu werden, der jedes Jahr irgendwie einen Weg in den Stall zu den Hühnern und Puten findet. Aber das ist so. Im Kreislauf der Natur. Nehmen und Geben. Ansonsten funktioniert der Hof im Dreiklang. Hubert bestückt die Knopfmacherstube, Angelina verkauft dort neben der Arbeit am Hof auch ihre Bücher und Fotografien, die Oma strickt und bastelt. Einen Online-Shop gibt es natürlich nicht. Wer Handgemachtes erwerben will, muss schon nach Winkl (Anmerkung: Ortsteil von Heiligenblut) kommen. Vertrieb ist nicht alles. Die Puchers orchestrieren hier ein Kollektiv von Mehr-als-nur-Bio-Landwirtschaft und bieten ihren Gästen, ohne es ausdrücklich sagen oder aktiv bewerben zu müssen, ein Stück Heimat. Das gute Leben. Einen offenen Hof, der darüber hinaus auch einigen bedrohten Haustierrassen wie der Cröllwitzer Pute, der Tauernschecken-Ziege oder dem Tiroler Grauvieh ein würdiges Leben bietet. Ein Hoch auf alle Arche-Höfe. Hüter des kostbaren Erbguts und Bewahrer lebendiger Kulturgeschichte. Danke.



Wenn Rosi Gruber erzählt, dass ihre Gäste sich auf dem Klammerhof „wie daham“ fühlen, glaubt man es ihr aufs Wort. Einmal Bauernhof, immer Bauernhof, lautet die Devise und das spürt man bei ihr von der ersten Minute an: „Wir leben mit den Gästen eben so, wie wir leben“. Und das seit dem Jahr 1960, wo man mit der Vermietung begann. In die Praxis umgesetzt heißt das soviel wie: Gemeinsam mit den Gästen in aller Herrgottsfrüh in den Stall gehen, der besonderen „Herzlkuh“ – die nämlich wirklich ein Herz in ihrem Fellmuster hat – beim Melken einen Guten Morgen wünschen und anschließend auf zur Heumahd auf die umliegenden Almwiesen. Dabei kann man sich erinnern, wie man als Kind über die frisch zusammengerechten Mahden gesprungen ist, bis der Traktor das wertvolle Futter mit dem Ladewagen in den Stall heimfuhr. Herrlich war das, herrlich ist es am Klammerhof immer noch. Diese ungebrochene Gastfreundschaft führt natürlich auch zu ganz besonderen Erlebnissen, wie Rosi zu erzählen weiß: „Vor einiger Zeit hat eine Kuh auf der Wiese ihr Junges zur Welt gebracht. Da kamen die Gäste völlig aufgeregt angelaufen und riefen: Schnell, schnell, da schauen ja schon die Füße raus.“ Diese herzlichen Momente sind es, die in Erinnerung bleiben, dem Gast wie Rosi gleichermaßen und dafür sorgen, dass man immer gerne wiederkehrt zum Klammerhof, um auch den Kindern solch einzigartige Erlebnisse zu ermöglichen. Dort, wo die Natur eben einfach noch Natur ist.





Am Fuße des Weltenberges Mirnock
Der Klammerhof gehört zu den Mirnockbauern, ein Zusammenschluss von zehn Bauern aus der Region, die besonderen Wert auf Regionalität und das Bewahren von alten Traditionen und bäuerlicher Kulturlandschaft legen. Der Name kommt vom gleichnamigen Berg Mirnock, an dessen Hängen die Höfe beheimatet sind und wo ausgeschilderte Kraftorte und sagenhafte Aussichten zum Verweilen einladen. Erwandern kann man dieses wundervolle Fleckchen Erde am besten am Kneipp-Panoramaweg, welcher der längste Kneippweg Österreichs ist. Er führt durch dichte Wälder über sonnige Wiesen bis hin zu den liebevoll bewirtschafteten Höfen.



Am Sternenbalkon Weitblicke genießen
Absolut magisch ist eine Wanderung vom Klammerhof zum Sternenbalkon, einem Platz zum Träumen. Ein gute dreiviertel Stunde benötigt man für die 300 Höhenmeter. Belohnt wird man oben angekommen mit einem Picknickkorb vom Alpengasthof Bergfried voller regionaler Spezialitäten, die man bei Sonnenuntergang am Aussichtsbalkon genießen kann. Mirnockspeck, Wurst- und Käsespezialitäten, frischen Topfenaufstrich, Hausbrot sowie eine Flasche Hollersaft und ein Glas Perlwein versprechen kulinarische Stunden. Aber noch etwas versteckt sich im Korb: „Die sogenannten Mirnockaugen“, weiß Rosi. Dabei handelt es sich um ein Krapfengebäck, klein ausgestochen, im Fett heraus gebacken und mit Preiselbeeren gefüllt. Der Name „Mirnockaugen“ stammt von den drei kleinen Seen, an denen Wanderer auf ihrem Weg zum Gipfel vorbei kommen.
So kann man den Tag genussvoll ausklingen lassen, während die Sonne ihre letzten goldenen Strahlen über den See ausschickt, bevor sich die ersten Sterne einer funkelnden Nacht darin widerspiegeln. Wie war das nochmal mit der Redensart „nach den Sternen greifen“?



Jungchef Winkler schwebt irgendwie über den Dingen und ich bin mir nicht so sicher, wo ich ihn verorten soll, als wir beide eifrig über Betrieb, Erbe, Standort und den Familienclan sprechen. Denn, obwohl er den Landwirtschafts- und Beherbergungsbetrieb seit zwei Jahren denkt und lenkt, ist es doch eher ein Gesamtorchester, das hier den Gästewalzer schwingt. Oma, Opa, Mutter und Vater ziehen noch die Strippen, ohne dem Jungbauern das Leben schwer machen zu wollen. Es waren wohlgemerkt auch die Eltern, die ihn zwar recht bald mit einer sanften Brise Rückenwind und zahlreichen geförderten Auslandsaufenthalten gut auf die Hofübernahme vorbereiteten, ihm aber natürlich auch im Hier und Jetzt immer noch tatkräftig zur Seite stehen. Thomas hat zwei Schwestern. Eine lebt in Graz, die andere in Hamburg. Hofübernahme? Bingo. Er ist der Auserwählte und das war ihm schon bald bewusst.



Ich bin der Springer im Betrieb. Bin da, wo man mich gerade braucht.
Er agiert da, wo es ihm taugt und dort, wo er gebraucht wird. Ob im Stall, auf der Alm, beim Check-In, abends an der Bar, frühmorgens am See (dazu später noch mehr) oder beim Tüfteln mit der Webagentur, welche Informationen, denn in welchen Online-Kanälen ausgesendet werden sollten. Das ist sein Job. Und das kann er. Neben Landwirtschaftspraktika, saisonaler Koch-Praxis in Tirol, bekleidete er auch schon die Position eines Concierge in einem noblen Hotel in Schottland. Was soll da also noch kommen, abseits der zahmen Stammgäste des Hauses, die eh auf ewig Treue schwören. Thomas kümmert sich trotzdem in weiser Voraussicht auch um die Bespielung der „Social Medias“ und wie sein Hof mit den Übernachtungskapazitäten dort auftritt. Im digitalen Kosmos, aus dem zukünftig verstärkt Gäste-Buchungen generiert werden sollen. In der Landwirtschaft kann ich nicht mitreden (außer dass ich weiß, dass der Milchpreis, der derzeit an die Bauern ausbezahlt wird, eine Frechheit ist), aber Thomas Winkler wird diesen Betrieb gut in eine wohl auch digitale Zukunft führen, sofern Stammgäste, die jetzt noch direkt und analog buchen, ausbleiben sollten.
Zukunft am Hof. Ein Stück Autarkie. Seesauna und der Alte Stall.
Thomas hat viel vor, dabei aber keine Eile. Das merke ich. Während er ruhig in Richtung Seemitte rudert und wir über die Dinge sprechen, die noch kommen werden, skizziert er die Zukunft im Betrieb sehr präzise und das klingt gut. In Kürze die Photovoltaikanlage, um ein Stück weit autark zu werden. Das ist aber noch nicht alles. Der alte Stall soll bald umgebaut werden. Neben vier zusätzlich frischen Ferienwohnungen, die dort entstehen könnten, darf bei dieser Gelegenheit dann auch Platz für ein eigenes Domizil gefunden werden, wenn Familienplanung und das gemeinsame Zusammenleben mit der derzeitigen Freundin auf der Lebensagenda stehen. Das hat noch Zeit. Wie der Bau der hauseigenen Seesauna, die aber sicher kommen wird, glaubt man den Winkler’schen Zukunftsplänen, was ich überzeugt tue.

Fährt man mit dem Boot Richtung Ostufer, wird der See immer mehr zum norwegischen Fjord
Am Wasser scheint es ihm echt gut zu gehen. Ob gar noch besser, als im Betrieb am Neusacher-Ufer des „Lago Bianco“, möchte ich dahingestellt lassen. Auf alle Fälle ist er gerne da draußen am ruhigen See und auch wenn es nur mal eine Stunde zwischendurch ist, weil nicht mehr Zeit verfügbar ist. Das „Am-Wasser-Sein“ braucht er einfach, sagt er. Genießt es, will es, immer und immer wieder. Und ich kann es nachempfinden. Es ist ein herrlicher Frühsommertag, an dem wir im Ruderboot sitzen. Ich, der Städter, eher leicht aufgeregt. Er, der lokale Naturmensch und Jungunternehmer, strahlt Ruhe und Zufriedenheit aus. Im Wasser muss er gar nicht sein, meint er. Vielleicht wären es zwei bis maximal drei Mal pro Sommersaison, dass man ihn schwimmend erwischt. Das muss gar nicht sein. Auch fängt er wenig Fische, kennt kaum Ehrgeiz dafür. Nur am Wasser zu sein ist mehr als okay, weil „that’s the place to be!“ Und dabei halte ich es ganz mit dem Kärntner. Oder mit Nietzsche, der meinte: „Die größten Ereignisse, das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.“



Ich könnte jetzt gleich mit Monsanto, Bayer & Co. loslegen, den bösen Chemiekonzernen, die ihre Produkte zum Wohl von Mensch und Natur wie ein Schutzschild über die europäische Landwirtschaft legen – genau! Mehr Gesprächs-Dynamit ist aber gar nicht notwendig, denn die Pharmaindustrie hat mit der Imkerei noch kein Geld verdient und wird es auch nicht, versichert mir ein energischer Kronhofer, während wir selbstgemachten Reindling und Kaffee auf seiner Hausbank zu uns nehmen. Dann setzt er nach: „Die Bienenwirtschaft ist der einzige Zweig der Landwirtschaft, in dem es kein zugelassenes Medikament gibt“. Natur-Pur! Das Argument sitzt und macht Mut.



Do steh i, i bin a Bauer. Und wennst willst, kannst Urlaub bei mir machen
Es begann im Alter von 2 Jahren, als der junge Arno seine Liebe zu den Hautflüglern entdeckte und gedeihen ließ. Untypisch für einen Imker, wie er meint, waren es anfangs doch die Hummeln, die es ihm angetan hatten und sein Herz zum Rasen brachten. Als 3-Jähriger grub er dann ein solches Nest aus und brachte es dem Opa. Die Kronhofers hatten fortan bis zu 20 Hummelnester rund ums Haus stehen, ein erster Beweis, dass hier jemand drauf und dran ist, seine Be-rufung zu finden. Mit 7 schenkt ihm der Nachbar (endlich) einen eigenen Bienenschwarm und setzt so den Beginn einer Love-Story. Wenn Arno an seine Kindheit am Hof denkt, steigt ihm sofort der Duft eines frisch geöffneten, in Tracht stehenden Bienenstocks (also ein Volk, das von der Natur mit Nektar reich beschenkt wurde) in die Nase. „Und dann herzhaft in a Wabn’ einibeiß’n“, lacht er. Scheinbar ein höchst lukullisches Ereignis, das ich selbst leider nicht näher beurteilen kann. Denke ich hingegen an meine Kindheit und die Bienen der 1980er-Jahre zurück, sehe ich den Nachbar meiner Oma, einen grimmigen alten Mann, der sich jedes Mal wie Neil Armstrong in einen weißen Schutzanzug schmiss, bevor er seine Bienenvölker fliegen ließ. Ein bizarrer und (scheinbar) gefährlicher Moment, bei dem wir Nachbarskinder immer das Weite suchten. Bei Arno Kronhofer ist das natürlich nicht so, er betreibt eine Schauimkerei und teilt seine Gäste schon mal zur freiwilligen und gar nicht gefährlichen Hilfsarbeit am Bienenareal ein. Immerhin handelt es sich bei den 80.000 Insekten um die sanftmütige Carnica-Biene, um die in ganz Europa sowieso ein G’riss herrscht, weil sie so lieb ist. Kronhofer weiß als jahrelanger Destinationsmanager natürlich bestens, dass Spezialisierung in einem eher gesättigten Markt nicht schadet und so sieht er auch sein Angebot als „Urlaub beim Imker“ gut zum bäuerlichen Mitbewerb differenziert. Eine ursprüngliche Landwirtschaft, Sehnsuchtspotential vieler Städter und Klischeebild aus der Werbung, findet man hier nicht. Ein eher modern gehaltener, schnörkelloser Zubau mit großräumigen Appartements lockt auch im Winter viele (internationale) Gäste, die das nah gelegene Nassfeld, Kärntens größtes Skigebiet, schätzen. Und nicht nur das, ein Blick auf Booking.com offenbart eine beachtenswerte 9,7 (Durchschnitt aller Booking-com-Gästebewertungen auf einer Skala, die bei 10 schon endet). Chapeau!



3x Glück: Meine Familie. Die Bienen. Und die Vermieterei
Mit dem Dreierlei aus Imkerei (Honigproduktion und Ausbildung), der Waldwirtschaft und der Vermietung von Ferienappartements scheint die Zukunft der Kronhofers auf gutem Fundament zu stehen. Und die Sehnsucht nach Natur, ehrlichen Produkten ohne Zusatz- oder Konservierungsstoffen wird auch an der Imkerei nicht spurlos vorüberziehen. So merkt er schon einen Anstieg urban verorteter Menschen, die das Imkerhandwerk erlernen möchten. Ja, unsere Städte werden grün, Urban Gardening macht es ja bereits vor. „Hier am Land hingegen muss es auch Optionen für die jungen Menschen geben, denn ansonsten sitzen bei uns die Alten bald in verfallenen Häusern, wenn die Jungen alle in die Städte drängen“, zeigt er sich nachdenklich. Wahrscheinlich ist sein Statement, das das Problem der Abwanderung im Kern trifft, auch als Motivation gedacht. Ein Appell, dass es ihm seine jungen ländlichen MitbürgerInnen doch gleichtun mögen, als Gemüsebauern oder milchveredelnde Käseproduzenten. Er ist überzeugt davon, dass es Zukunft am Land und als Landwirt gibt. In einer Nische, die jeder für sich selbst finden muss.
Bienen am Balkon. Zukunftsszenario Stadt-Imkerei

Mit dem Dreierlei aus Imkerei (Honigproduktion und Ausbildung), der Waldwirtschaft und der Vermietung von Ferienappartements scheint die Zukunft der Kronhofers auf gutem Fundament zu stehen. Und die Sehnsucht nach Natur, ehrlichen Produkten ohne Zusatz- oder Konservierungsstoffen wird auch an der Imkerei nicht spurlos vorüber ziehen. So merkt er schon einen Anstieg urban verorteter Menschen, die das Imkerhandwerk erlernen möchten. Ja, unsere Städte werden grün, Urban Gardening macht es ja bereits vor. „Hier am Land hingegen muss es auch Optionen für die jungen Menschen geben, denn ansonsten sitzen bei uns die Alten bald in verfallenen Häusern, wenn die Jungen alle in die Städte drängen“, zeigt er sich nachdenklich. Wahrscheinlich ist sein Statement, das das Problem der Abwanderung im Kern trifft, auch als Motivation gedacht. Ein Appell, dass es ihm seine jungen ländlichen MitbürgerInnen doch gleich tun mögen, als Gemüsebauern oder milchveredelnde Käseproduzenten. Er ist überzeugt davon, dass es Zukunft am Land und als Landwirt gibt. In einer Nische, die jeder für sich selbst finden muss.


Eine Fernsehdokumentation über Bolivien war ausschlaggebend dafür, dass vor 21 Jahren ein Alpaka-Pärchen auf den Bauernhof der Familie Rauter in Aifersdorf im Unteren Drautal zog. Dieses aus den südamerikanischen Anden stammende, domestizierte Kameltier verzauberte Gerlinde vom ersten Blick an. Denn die schier endlos langen Wimpern waren mitunter ein Grund, warum sich die Vollblut-Bäuerin in dieses wuschelige Tier verguckte. Nicht aus Bolivien, aber aus einer Zucht in Baden-Württemberg reisten die Alpakas im Sommer 1995 schließlich an, mittlerweile leben vier auf dem Hof. Drei Stuten und ein Hengst – Madonna, Chicca, Luisa und Blacky.






Hüttenurlaub mit südamerikanischen Träumen
Doch die Tiere sind nicht nur hübsch anzuschauen, durch deren Wolle fühlt man sich wie auf Wolken gebettet. Einmal im Jahr werden die Tiere geschoren, zwei bis drei Kilo Wolle pro Alpaka werden dann in der Wollwerkstatt Mörtschach zu feinsten Bettdecken verarbeitet. „Diese Decken sind ein Traum“, schwärmt Gerlinde. Im Sommer leicht und atmungsaktiv, im Winter angenehm wärmend.
Wer selbst in den Genuss kommen möchte, sich in solch einer Decke einzuhüllen, kann dies bei einem Urlaub im Almhaus Köfler tun. Auf 1230 Meter Seehöhe auf der Amberger Alm hat die Familie Rauter dieses 350 Jahre alte Almhaus am Südosthang des Kraftberges Mirnock liebevoll renoviert. Ob man nun gelassen die Seele baumeln lässt, den Ausblick bis hin zu den Julischen Alpen gen Süden genießt oder Kindheitserinnerungen aufleben lässt, die Ruhe in prächtiger Naturidylle macht das ehemalige Bergbauernhaus zum perfekten Urlaubsdomizil für Jung und Alt. Vermietet werden die drei urigen Schlafzimmer, die Platz für insgesamt zehn Personen bieten, von Mai bis Oktober. Viele Stammgäste schätzen die einzigartige Lage und möchten ihren Kindern selbst gerne zeigen, wie sie einst hier über die Wiesen getobt sind, Verstecken gespielt haben und beim gemeinsamen Frigga braten in der großen Pfanne vor dem Haus den Sommer genossen haben. Geschmack der Kindheit eben.

Damals wie heute
Dazu fällt Gerlinde gleich auch die passende Geschichte ein: „Eine Familie mit vier Kindern kam eines Sommers auf Urlaub zu uns. Da das Wetter nicht immer mitspielte, dachte man sich ein Schlechtwetterprogramm aus. Man verewigte kurzerhand die Alpakas auf einer schönen Wandmalerei nahe des Almhauses. Jahre später kamen die nunmehr erwachsenen Kinder wiederum mit ihren Jüngsten, um ihnen stolz das Werk ihrer Kindheit zu zeigen.“
Für Gerlinde ist die Arbeit am Hof und auf der Alm selbst mit schönen Erinnerungen an die Kindheit verbunden, wuchs sie selbst am Bauernhof auf und erledigte mit ihren Eltern frühmorgens die tägliche Stallarbeit, bevor es in die Schule ging. Vor 27 Jahren zog sie zu ihrem Mann Johann, wo die beiden seitdem gemeinsam mit ihren drei Kindern die Arbeit der 55 Hektar großen Landwirtschaft meistern.
Stellt sich nur noch die Frage, ob Gerlinde bei all ihrer Liebe zu den Tieren selbst schon mal in Südamerika war? „Nein, aber auch dieser Traum wird sich bestimmt noch erfüllen.“



Wer als Kind die Bücher von Karl May mit Begeisterung verschlungen hat, der träumte mit ziemlicher Sicherheit schon damals davon, hoch zu Ross durch die Prärie zu galoppieren, dem goldenen Sonnenuntergang entgegen. Heidi Kanatschnig ist eine von dieser Sorte. In Deutsch-Griffen aufgewachsen, sprang sie schon als junges Cowgirl jede freie Minute auf ihre Norikerstute, um auszureiten. Die Liebe war es schließlich, die sie ins Glantal auf den Wernhof verschlug. Ihr Mann Silvester – nicht minder pferdenärrisch – teilte diese Leidenschaft von Anfang an und so nahm die Geschichte ihren Lauf. In Galoppgeschwindigkeit.

Wie war das nochmal mit dem „Pferdevogel“?
Seit 1896 ist der Wernhof im Besitz der Familie Kanatschnig, vor 50 Jahren begann man mit der Zimmervermietung. Schlichtweg aus dem Grund, weil eines Tages eine Familie des Weges kam und auf der malerisch gelegenen Anhöhe über dem Glantal um ein Zimmer anfragte. Mittlerweile runden gemütliche Ferienwohnungen das Westernangebot ab, denn Pferde gab es hier schon immer. Klar, was sonst. „Zuerst hatten wir eine Norikerzucht, danach stiegen wir auf Pintos und Warmblüter um, bis wir schließlich das Quarter Horse für uns entdeckten“, erzählt Heidi. Nervenstärke, Sicherheit und Coolness zeichnet diese Rasse aus und damit war auch die Passion für das Westernreiten besiegelt. „Silvester ritt ohnehin am liebsten ohne Sattel und beim Westernreiten hat man einfach mehr Freiheit. Man reitet am langen Zügel, die Ausrüstung ist robust und sicher und das Cowboyfeeling natürlich grandios.“ Den „Pferdevogel“ hatten beide schon von Anfang an, wie Heidi schmunzelnd bemerkt: „Mein Mann ist so gut wie ausnahmslos in Westernstiefel unterwegs.“ Und das hat sich wohl auch auf die drei Kinder Silvester, Elias und Sanna übertragen, jeder ist sattelfest.


Kindheitsträume auf vier Hufen
Wer zum Wernhof kommt, um Kindheitsträume wie das Galoppieren über schier endlose Wiesen und durch lichtdurchflutete Wälder zu verwirklichen, wird nicht enttäuscht. Anfänger wie Profis können hier unbeschwert Ausritte in unverfälschter Naturlandschaft genießen oder sich für eine gezielte Westernreitstunde im Viereck anmelden. Auch die WRC (Western Riding Certificate) Prüfung kann man an bestimmten Terminen am Hof ablegen. Ja, oder man verbringt einfach nur entspannte Stunden gemeinsam mit den Vierbeinern. Für Heidi auch so eine Sache der Entspannung: „Und wenn ich lediglich die Mähne meiner Pferde hübsch mache, ist das für mich schon ein Glücksmoment.“ Für sie ist am Wernhof wohl ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. „Oft werde ich im Sommer gefragt, wo ich gerade auf Urlaub war, weil ich so braun bin. Dabei kommt das einfach von der täglichen Arbeit an der frischen Luft.“

Biobetrieb seit 20 Jahren
Für die Gäste verwirklicht sich das Westernfeeling aber nicht nur am Pferd selbst, sondern auch bei gemütlichen Abenden am Lagerfeuer mit Gitarrenklängen. Für Abkühlung sorgt der eigene Badeteich mit idyllischer Liegewiese. Und für den perfekten Start jeden Tag wird ein abwechslungsreiches Bio-Frühstück mit selbstgemachten Produkten und frischem Bauernbrot aufgetischt, welches Heidi gemeinsam mit Oma Heidi senior einmal die Woche bäckt. Also, warum groß in die Ferne schweifen, wenn beides – das Gute und der Wilde Westen – ohnehin so nah liegt?



Am Landgut Moserhof kann man nach Herzenslust Urlaub machen. Bauernhof-Flair und 4-Sterne-Komfort inklusive. Kindheitserinnerungen wieder aufleben lassen, das funktioniert hier in Penk, dem Tor zum malerischen Mölltal, genauso prächtig. Beim wöchentlichen Brotbacken beispielsweise. Gerhild Hartweger, Gastgeberin mit Herz und Seele, weiß um die Bedeutung dieser besonderen Erlebnisse Bescheid: „Viele unserer Gäste kommen genau deshalb zu uns, um ihren Kindern zu zeigen, wie Nahrungsmittel produziert werden. Man möchte ihnen veranschaulichen, was an Arbeit dahinter steckt und erkennt dabei in vielen Handgriffen das Erlernte aus Omas Zeiten wieder.“

Wie das duftet
Um diesen besonderen Geschmack der Kindheit am Moserhof wieder zu entdecken, heizt Gerhilds Mann Heinz frühmorgens den Holzofen in der Brotbackstube ein. Eine große Schüssel mit Brotteig wartet bereits. „Im Teig enthalten sind feinstes Roggen- und Weizenmehl, Wasser, Salz, Kümmel, Anis und gerne etwas Fenchel, damit man kein Bauchweh bekommt“, erklärt Gerhild, während sich Groß und Klein, Jung und Alt mit schmucken Schürzen bekleidet um sie versammelt haben. Dann kann es losgehen. Der Teig wird portionsweise verteilt, die Hände mit Mehl anständig eingerieben und schon darf um die Wette geknetet werden. Während die Väter mit Heinz im Gebirge unterwegs sind, füllt sich die warme Brotbackstube Körbchen um Körbchen mit den rund geformten Laiben. Oder wie der kleine Elias es treffend formuliert: „Die Papas sind oben am Berg und die Mamas sind hier beim Arbeiten.“ Da darf eine kleine Pause natürlich nicht fehlen, ein köstlicher Kuchen belohnt die fleißigen Nachwuchsbäcker. Schließlich ist es soweit und das Brot darf endlich in den Ofen geschossen werden. Laib um Laib wird mit Wasser bestrichen, einem Kreuz versehen und im Rohr platziert. Schon bald erfüllt ein heimeliger Geruch den Raum. Während die Kinder neugierig die Nase rümpfen und ungeduldig warten, schwelgen die Erwachsenen in Erinnerungen.

Botschafter der bäuerlichen Welt
„Wir verstehen uns als Botschafter der bäuerlichen Welt. Am Moserhof finden daher immer ein bis zwei Kochtage wöchentlich statt, wo man mit den Gästen gemeinsam regionale Hausmannskost zubereitet“, erzählt Gerhild. Der Renner sind Buchteln mit Vanillesauce, aber auch Wildspezialitäten aus der Eigenjagd sowie Gerichte vom Biorindfleisch. Viele Erinnerungen an Gerhilds Kindheit fließen mit ein: „Da ich selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen bin, kann ich Erfahrungen teilen und die guten alten Rezepte weitergeben.“ Kulinarik wird hier noch zelebriert, denn schließlich hieß es früher: Nur wenn man gut kochen kann, ist man wer.

Raus damit!
Schließlich wird das Brot im Ofen goldbraun und kann herausgeholt werden. Das duftet. Etwas abkühlen lassen und einer Verkostung steht nichts mehr im Wege. Und als ob die Männer den Duft bis in den Wald hinauf vernommen hätten, sind auch sie pünktlich auf die Minute zur Stelle. Ein wunderbarer knuspriger Genuss. Ja, so gesund kann man am Moserhof Erinnerungen wecken und Kraft für die nächsten Abenteuer tanken. Heuhüpfen beispielsweise.
Heinrich Preis hat verstanden, dass Tourismus unbestritten auf der Vermittlung von möglichst authentischen, einfachen Geschichten basiert. An Menschen, die während ihres Aufenthaltes auf einem Bauernhof in eine Gegenwelt eintauchen, da sie selbst meist Städter sind. Im Urlaub zieht es sie weniger nach Barcelona oder Amsterdam, als aufs Land, um sich selbst und ihren Kindern für ein paar Tage eine heile Anderswelt zu gönnen.



Heinrich meint, der „deutsche Großstädter“ sei für ihn sowieso der perfekte Gast, mit dem könne er am besten. Dieser Typ Reisende lauscht gerne den unzähligen Bauern-Geschichten des Kärntners und kann davon auch nicht genug bekommen. Sagt Heinrich. Er wird mit seiner These wohl nicht gänzlich falsch liegen, das zeigen auch die fetten Auslastungszahlen im Zimmerplan. Heinrich ist ein Storyteller. Ein philosophischer, innovativer Landwirt, der sich seit 1991 jeden Sonntag Zeit nimmt, den neu angekommenen Gästen persönlich Hallo zu sagen.

Wir Bauern sind in der Gesellschaft nichts mehr wert
Heinrich kann aber auch anders. Der Bauernstand, Pfleger der Kulturlandschaft, ist heute nichts mehr wert. Sie hätten gegenwärtig keine guten Netzwerke mehr, keinen direkten Draht in die Politik, den Nationalrat, meint er. Das war früher anders. Aber egal. Von Förderungen hatte er sich eh nie abhängig machen wollen. Natürlich nimmt man das Geld, wenn’s denn gewährt wird – aber Heinrich war stets wichtig, dass sich seine Vorhaben und Projekte selbst rechnen. Basta. Bauer Preis ist erstaunlicherweise schon ein wenig Opfer seiner eigenen Umtriebigkeit, seines Speeds geworden, denn eigentlich möchte er es mit seinen 50 Jahren schon ruhiger angehen und nicht mehr „jederzeit eine Lösung im Kopf haben müssen“. Die Nachfolge ist eh gesichert, das sollte ihn beruhigt stimmen. Mit Simon, dem jüngsten seiner drei Kinder, steht der Jungbauer 4.0 schon in den Startlöchern für die noch ferne Hofübernahme, während die Oma mit 75 standfest für ausgezeichnetes, einfaches Essen sorgt. Slowfood könnte man dazu sagen, ohne auf der Eingangstüre zur Wirtshausstubn eine Plakette zu finden, die dieses Prädikat offiziell benennen müsste. Oma Preis kratzt das nicht. Egal. Auch die Schwester hilft in der Gastwirtschaft und am Hof. (Ehe-)Frau Preis unterrichtet Deutsch und Latein am Gymnasium in Spittal an der Drau. Gute Family-Power eben.

Ein neues Beherbergungskonzept. Umstellung auf Selbstversorger
Der freigeistige Alles-oder-nichts-Bauer kooperierte in den 1980er-Jahren bereits mit dem Baby- & Kinderhotelpionier Siggi Neuschitzer aus dem benachbarten Trebesing, wollte dann, wohlgemerkt nach Jahren des Erfolgs, aber die Wurzeln seines Lebens als Bauer und Beherberger wieder mehr in den Mittelpunkt rücken und besann sich seiner alten Stärken. Egal ob in der Direktvermarktung der Produkte am Wochenmarkt in Spittal an der Drau, den er seit 20 Jahren regelmäßig besucht, oder die Vermietung der Appartements – Qualität setzt sich schlussendlich immer durch und bringt den Kunden (wieder).
Die neue Philosophie am Altersberg scheint für den Bauer selbst mehr Umstellungsdruck, als für seine Gäste zu sein, die natürlich hofeigene Produkte für die Eigenversorgung ordern können. Werktags gibt es auf Vorbestellung sogar Mittagessen. Aber ganz ohne Schnick-Schnack, keine Auswahl, nur ein Hauptgericht (ohne Suppe und Nachspeise, damit ja keine Missverständnisse aufkommen können!). Zeitgeistige Marketing-Rockstars nennen eine derartig konsequent auf die Spitze getriebene Essenz des Einfachen heute „Ultralokal“. Aber das kümmert den Heinrich nicht. Er ist zufrieden, so wie es ist. Solange er die wohltuende Magie seines eigenen Waldes genießen kann.


